Dr. Ingo Klingenberg, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, stellte uns in unserer PFLEX.live-Runde am 30.08.2022 seine aktuellen Forschungsergebnisse zur Stressbewältigung in der Pflege vor. Gerade in der Pflege als Berufsgruppe liegen vergleichsweise hohe AU-Tage vor; besonders Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychische Erkrankungen werden häufig diagnostiziert. Der Begriff „Pflexit“, also Pflege-Exit, beschreibt den vermehrten Austritt von Pflegekräften aus dem Beruf – und dieser hängt häufig mit hohen Belastungen und Stress zusammen.
Stress ist eine natürliche Reaktion unseres Körpers, um in Gefahrensituation schnell reagieren zu können. Die schnelle Energiebereitstellung hilft uns auch heute noch – wird aber auch problematisch für den Körper, wenn der auslösende Stressor nicht verschwindet und daher ständig Energie bereitgestellt werden muss.
Stressreaktionen müssen daher bewältigt werden. Doch wie? Damit befasste sich Herr Klingenberg in seiner Forschung zu Coping und Resilienz von Pflegekräften. Seine Interviewstudie zeigte klar auf, dass hoher Zeitdruck oder das Gefühl, den eigenen Ansprüchen an eine gute Pflege nicht gerecht werden zu können, zu Unzufriedenheit und Stress führen können. Es gibt, laut Klingenberg, unterschiedliche Stressbewältigungstypen in Pflege, die unterschiedlich effektive Stressbewältigungsmechanismen (Coping) nutzen. Um generell effektiv mit Stress in der Pflege umgehen zu können, sind Coping-Strategien, wie das Stärken von Resilienzfaktoren (z.B. Humor, Optimismus), das Suchen von Ausgleichsmöglichkeiten wie Sport oder die neutrale, nicht emotionale Bewertung von Problemen hilfreich.
Doch auch seitens der Unternehmen muss viel getan werden, um Verhältnisprävention zu schaffen: Denn gesunde Arbeitsbedingungen, Stärkung des kollegialen Miteinanders und schaffen einer Arbeitsorganisation ohne zu hohen Zeitdruck senken das Stressniveau der Mitarbeitenden und sichern Arbeitsfähigkeit und -motivation. Dazu kann bspw. gemeinsam an einer Kultur der Stressminderung gearbeitet werden, um dadurch ein positives Miteinander zu stärken und gegenseitige Hilfe und Entlastung zu erhöhen.
Sie wollen mehr erfahren? Hier kommen Sie zur kostenfrei einsehbaren Dissertation von Herrn Klingenberg: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-37438-9