PFLEX.live am 27.10.2022: Welche Praxiserfahrungen gibt es zum Strukturmodell der Pflegedokumentation?

In unserer Oktober-PFLEX.live-Runde tauschten wir uns mit Herrn Prof. Schaal von der Westsächsischen Hochschule Zwickau und Verantwortlichen aus ambulantem und stationärem Pflegebereich zu Erfahrungen, Herausforderungen und Fragen zur Umsetzung des Strukturmodells in der Dokumentation aus.

Schon die Vorstellungsrunde der 8 Teilnehmenden aus Praxis, Forschung und Netzwerk zeigte: Mit einer „einfachen Umstellung“ der bisherigen Dokumentationsform auf das Strukturmodell und Nutzung der SIS® ist es nicht getan. Vielmehr bedarf es einiger Anstrengung, um das Modell auf den ambulanten Bereich anzuwenden und einer fortlaufenden Kompetenzschulung der angestellten Pflegekräfte. Spiegelt sich das auch in den Forschungserkenntnissen von Herrn Schaal wider?

In seiner gemeinsamen Forschungsarbeit mit Prof. Dr. Silke Geithner beschäftigte er sich u.a. mit der Frage, wie die Pflegedokumentation in Sachsen erbracht wird, welche Praxiserfahrungen vorhanden sind und ob sich durch die Umstellung auf das Strukturmodell Veränderungen in Belastung und Zufriedenheit der Mitarbeitenden sowie im zeitlichen Aufwand erkennen lassen. In 2019 wurde dafür ein Online-Fragebogen an die vollstationären Pflegeeinrichtungen in Sachsen versendet.

Etwas mehr als die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen nutzte das Strukturmodell zur Pflegedokumentation. Wenngleich die Einführung des Modells mit einem erhöhten zeitlichen Aufwand einhergeht, wird deren Nutzen überwiegend positiv eingeschätzt. Eine zeitliche Ersparnis in der Dokumentation kann schließlich durch die routinierte Nutzung erreicht werden. Auch gibt es Hinweise darauf, dass die Mitarbeiterbelastung durch das Strukturmodell abgenommen hat. Die Untersuchungsergebnisse haben auch gezeigt, dass es nicht darauf ankommt, ob digital oder papiergebunden dokumentiert wird.

Die sich anschließende, rege Diskussion zeigte, dass die Einführung des Strukturmodells ein keineswegs leichter und abgeschlossener Prozess ist. Besonders die Risikoeinschätzung als Teil der strukturierten Informationssammlung wurde diskutiert. Die Teilnehmenden hielten fest, dass die Fachlichkeit und Kompetenzen der Pflegekräfte gegeben sein muss und hier fortlaufend Schulungen zur Stärkung dieser durchgeführt werden müssen. So können auch gewisse, sonst täglich entstehende Dokumentationsaufwände verkürzt werden.

Ein Tipp einer Teilnehmerin für Sie, falls Sie auch gerade erwägen, das Strukturmodell einzuführen: Die Einführung und Umstellung sollte keinesfalls gemeinsam mit einer Softwareumstellung einhergehen, um Überforderung und Wissenslücken zu vermeiden.