PFLEX.live am 08.11.2022: Wie kann ich mit Wut und Ärger umgehen? Eine praktische Gebrauchsanleitung.

Anfang November kamen wir wieder mit Franziska Brendel, Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation, zusammen und tauschten uns dazu aus, wie man mithilfe der Gewaltfreien Kommunikation mit dem eigenen Ärger bei Konflikten umgeht.

Foto von Liza Summer auf Pexels

Schon im April 2022 trafen wir uns mit Frau Brendel und erfuhren in dieser ersten, spannenden Veranstaltung mehr dazu, was die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg ausmacht. Umso mehr freuten wir uns, dass wir nun erneut mit ihr ins Gespräch zu diesem Thema kommen und es weiter vertiefen konnten. In dieser PFLEX.live-Runde widmeten wir uns speziell dem Umgang mit Wut und Ärger.

Frau Brendel bat uns direkt einmal zu reflektieren, wann die letzte Situation war, in der wir so richtig verärgert und wütend waren. Wir erkannten hierdurch direkt: Jede*r von uns wird durch unterschiedliche Auslöser wütend und hat auch unterschiedliche Reaktionsmuster auf diese. Manche geben sich in diesen Situationen selbst die Schuld für die Umstände, manche Menschen sehen die Schuld bei anderen Menschen. Allerdings kann man auch lernen, die eigenen verletzten Bedürfnisse und Gefühle in dieser Situation zu erkennen oder – ein weiterer Schritt – die verletzten Bedürfnisse und Gefühle des anderen in der Situation zu erkennen. Ein auftretendes Gefühl, wie Wut oder Ärger, steht für ein verletztes Bedürfnis, hob Frau Brendel hervor.

Und hier kommt die Gewaltfreie Kommunikation ins Spiel: Die Gewaltfreie Kommunikation hilft uns, den Fokus weg von Schuldzuweisungen, Gedanken, Interpretationen, Vorwürfen und Urteilen zu nehmen und stattdessen die Bedürfnisse und Gefühle von allen Beteiligten in einer Konfliktsituation wahrzunehmen und den Fokus auf Beobachtungen und Bitten zu legen. Tendenziell kann so eher Verständnis für die jeweilige Situation der Konfliktbeteiligten erreicht werden, was wiederrum zu einer Win-Win-Lösung für alle führt.

Wo kommt der Ärger in bestimmten Situationen her? Die Ursache liegt oft in unseren Gedanken. Oft spielen Schuld und Scham eine Rolle – viele schämen sich auch im Arbeit negative Gefühle zu benennen: Und wenn ich mir selbst die Schuld gebe, schäme ich mich in der Regel auch. Daher ist es umso wichtiger, beim Umgang mit der eigenen Wut und dem Ärger die Ursache und den Auslöser für diese Gefühle zu trennen. Menschen sind dabei nicht die Ursache dafür, dass diese Gefühle entstehen, sondern der Auslöser. Die Ursache liegt tatsächlich bei uns selbst: Nämlich in den eigenen Bedürfnissen, die gerade nicht vollständig gedeckt sind.

Und wie geht man nun laut Gewaltfreier Kommunikation mit Ärger, Wut und vielleicht dem Impuls, diesen Gefühlen sofort Luft zu machen, um? Erst einmal durchatmen. Dann hat man leichter die Möglichkeit, die urteilenden Gedanken und Interpretationen zu erkennen, die eigenen unerfüllten Bedürfnisse zu erkennen und diese, sowie die eigenen Gefühle, auszudrücken und um etwas zu bitten. Gewaltfreie Kommunikation ist die Möglichkeit, in die Selbstverantwortung und damit auch in die Selbstwirksamkeit zu gehen. Sie hilft uns zu erkennen, dass jede*r für die eigenen Gefühle selbst verantwortlich ist. Und sie stützt sich auch sehr auf die Selbstreflektion und Arbeit an sich selbst: Nach Situationen mit Wut und Ärger sollte man immer wieder reflektieren, was die eigenen Gedanken in dieser Situation waren.

Was können sich speziell Führungskräfte mitnehmen? Hier ist in herausfordernden Situationen eine gewisse Professionalität gefragt – und dabei hilft, dass man als Führungskraft erst einmal den eigenen Kopf mit Interpretationen ausschaltet und wiedergibt, was man verstanden hat. Auch dem*der Mitarbeiter*in zu spiegeln, wenn man etwas nicht verstanden hat, ist hilfreich. Es geht hierbei auch darum zu zeigen, dass man gern verstehen möchte. Dies führt in den meisten Fällen dazu, dass sich auch die andere Person entspannt. Und dann ist es gut, Empathie anzubieten, zum Beispiel durch die Aussage: „Ich merke, du bist sauer. Woran liegt das? Brauchst du Unterstützung?“

Frau Brendel hielt fest: „Wenn wir die Bedürfnisse und Gefühle der anderen hören, erkennen wir unsere Gemeinsamkeit.“

Wir danken Frau Brendel für die spannenden Impulse und freuen uns schon auf den kommenden Online-Workshop am 12.12.2022! Melden Sie sich gerne dafür noch an.