Wie sieht Einsamkeit aus? – Eine schwierige Frage. Um diese näher zu ergründen, ihre Ursachen und Wirkungen zu erfahren, luden wir uns das Kompetenznetz Einsamkeit ein. Die beiden Expertinnen, Yvonne Wilke und Lisa Höfer, nahmen uns mit in wissenschaftliche Hintergründe zur Einsamkeit.
Einsamkeit ist ein subjektives Empfinden und entsteht dadurch, dass ein Mensch eine Diskrepanz zwischen den tatsächlichen und gewünschten sozialen Beziehungen sowie deren Qualität empfindet. Einsamkeit kann folglich bei einer zu geringen Anzahl sozialer Kontakte oder auch bei vielen Kontakten die in ihrer Qualität jedoch nicht das gewünschte Maß an Intimität und Vertrautheit mitbringen, entstehen. Dieses Gefühl kann temporär, aber auch chronisch empfunden werden und ist abzugrenzen von der sozialen Isolation[1], welche direkt messbar das Fehlen von sozialen Kontakten beschreibt. Soziale Isolation kann auch zum Gefühl der Einsamkeit führen.
Einsamkeit führt dazu, dass Menschen häufiger unter Schlafstörungen, Depressionen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Personengruppen, die von Einsamkeit betroffen sein können, sind eher Frauen als Männer, mittlerweile auch viele jüngere Personen und sehr oft ältere Menschen. Einsamkeit im Alter entsteht z.B. dadurch, dass Partner*innen sterben, die Kinder weiter weg gezogen sind oder körperliche Einschränkungen, wie Schwerhörigkeit oder Mobilitätseinschränkungen, die sozialen Kontakte verringern.
In unserer anschließenden gemeinsamen Diskussion tauschten wir uns darüber aus, welche Erfahrungen die Teilnehmenden aus der Pflege mit Einsamkeit gemacht haben: Die Corona-Pandemie hat besonders durch Abstandsregelungen, das Tragen von Masken und vermehrten Personalmangel bei älteren Pflegebedürftigen das Gefühl der Einsamkeit verstärkt oder ausgelöst, berichtete eine Teilnehmerin. Zudem gibt es auch das Problem, dass die Partnerin eines Seniors ins Krankenhaus muss und der Mann allein zu Hause ist: Die Alltagsbewältigung fällt ihm schwer und er ist einsam. bei solchen Beispielen müsste mehr Präventionsarbeit seitens der Kassen angeboten werden, um aus der Einsamkeit auszubrechen und physische und psychische Erkrankungen zu verhindern, merkte eine andere Teilnehmerin an.
Hinweise:
Das Kompetenznetz Einsamkeit (https://kompetenznetz-einsamkeit.de/) widmet sich in seiner mehrjährigen Projektlaufzeit der Forschung zur Verhinderung von und Hilfe gegen Einsamkeit, ermittelt Einflussfaktoren und schafft Maßnahmen zur Prävention von Einsamkeit. Zudem widmet sich das Kompetenznetz dem Netzwerkaufbau zwischen Politik, Wissenschaft und gesellschaftlichen Akteur*innen, um gemeinsam Strategien gegen Einsamkeit weiterzuentwickeln. Die Ergebnisse der Forschungs- und Netzwerkarbeit werden laufend an die Öffentlichkeit weitergegeben, um die Aufklärung zur Einsamkeit voranzutreiben.
Hilfe und Unterstützungsmöglichkeiten:
[1] „Es handelt sich um einen Zustand, in dem man von dem üblichen sozialen Umfeld abgeschnitten ist, was durch Faktoren wie Mobilitätsverlust, Arbeitslosigkeit oder gesundheitliche Probleme ausgelöst werden kann. Isolation kann bedeuten, dass man längere Zeit zu Hause bleibt, keinen Zugang zu sozialen Einrichtungen hat und nur wenig oder gar nicht mit Freund*innen, Verwandten und Bekannten kommuniziert.“, Quelle: AV1, https://www.noisolation.com/de/research/what-is-social-isolation, abgerufen am 23.11.2022
https://kompetenznetz-einsamkeit.de/publikationen/kne-expertisen
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