Was ist mentale Teamgesundheit?
Gesundheit steht laut WHO-Definition nicht für die Abwesenheit von Krankheit, sondern für psychisches, physisches und soziales Wohlbefinden. Fühlen sich Menschen mental bzw. psychisch gesund, sind nicht nur psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Leistungsbeeinträchtigungen abwesend, sondern sie empfinden psychisches Wohlbefinden. Im Arbeitskontext spricht man von ausreichenden individuell vorhandenen Ressourcen und versteht unter mentaler Gesundheit Arbeitsfähigkeit, -bereitschaft und -motivation. [1]
„Bei der Teamgesundheit geht es jedoch obendrein um das gesunde Miteinander und die Zusammenarbeit des gesamten Teams, denn dies stellt einen der wichtigsten Faktoren für die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens dar.“ [2] Dies bedeutet, dass wichtige Faktoren wie Unterstützung und Engagement jedes*jeder Einzelnen vorhanden sein müssen und eine gesunde Dynamik aller im Team (erkennbar an gegenseitiger Wertschätzung und Vertrauen) vorherrscht. Mentale Teamgesundheit steht daher nicht nur für die psychische Gesundheit der einzelnen Mitglieder, sondern auch für eine gesunde Zusammenarbeit. [3]
Warum sollte die mentale Teamgesundheit unter die Lupe genommen werden?
Besonders seit Beginn der Corona-Pandemie und dem ersten Lockdown im März 2020 hat sich die schon knappe Personalsituation in der Pflege verschärft. Krankheitsbedingte Personalausfälle und viele zu betreuende Patient*innen führten dazu, dass den verbleibenden Teammitgliedern mehr Arbeit übergeben werden musste – das Tagesgeschäft und somit die Pflege von Menschen musste weiter am Laufen gehalten werden.
Um genügend psychische Widerstandskraft gegen diese hohen Anforderungen zu haben, braucht es individuelle psychische Gesundheit. Doch eine Person alleine kann nicht die psychischen Anforderungen abmildern, die z.B. durch hohe Auftragslage oder enge Deadlines auf das Gesamtteam einwirken – hier braucht es ein starkes, gesundes Team, was als Kollektiv eine hohe mentale Gesundheit und Resilienz aufweist und gemeinsam Herausforderungen oder problembehafteten Zeiten des Unternehmens trotzt.
Welche Folgen hat die mentale Teamgesundheit?
Ein mental gesundes Team weist eine gute Zusammenarbeit und Wertschätzung auf. Teammitglieder unterstützen sich gegenseitig in schwierigen Zeiten. Das Team ist leistungsfähig und resilient gegenüber Schwierigkeiten.
Liegt eine geringe mentale Teamgesundheit vor, ist die Teamdynamik und Zusammenarbeit geschwächt. Die einzelnen Teammitglieder sind frustriert, ziehen sich zurück oder bitten nicht mehr um Unterstützung. Probleme werden nicht mehr gemeinsam gestemmt und das Team zerfällt in Einzelkämpfer*innen. Die Folge sind fehlende Leistungsfähigkeit, fehlende Arbeitsmotivation und -bereitschaft sowie erhöhte Fehlzeiten. [3]
Woran erkennen Sie die mentale Teamgesundheit?
Ein mental gesundes Team bestärkt sich gegenseitig, spricht offen über Probleme und Herausforderungen, sucht gemeinsam nach Lösungen, betreibt eine konstruktive Feedback- und Fehlerkultur, zeigt sich Wertschätzung und ist generell offen und eher positiv gestimmt. [3]
Wie kann die mentale Teamgesundheit in Ihrem Pflegedienst gestärkt werden?
Psychische bzw. mentale Teamgesundheit werden besonders durch gut gestaltete Arbeitsbedingungen in Ihrem Pflegedienst gestärkt. Bei deren Gestaltung nimmt die Führungskraft und Geschäftsführung eine wesentliche Rolle ein. An welchen Arbeitsfaktoren sollten Sie also speziell ansetzen, um die mentale Gesundheit in Ihrem Team insgesamt zu verbessern?
Kommunikation
Ein mental gesundes Team ist in der Lage, offen über Probleme zu sprechen und um Hilfe zu bitten. Erst so kann eine drohende Überlastungssituation deutlich im Team erkannt werden und entsprechende Maßnahmen abgeleitet werden. Traut sich niemand im Team Probleme zu kommunizieren, ist eine Überlastungssituation für viele vorprogrammiert. [3]
Vertrauen und Unterstützung
Es heißt, damit Menschen Vertrauen schenken müssen sie Vertrauen erhalten. Vertrauen zeigt sich zum Beispiel dadurch, dass Handlungs- und Entscheidungsspielräume gelassen werden, dass Ideen und Kreativität der Mitarbeitenden zur Lösung von Problemen angefragt werden oder dass Mitarbeitende mit wichtigen Aufgaben betraut werden. [3]
Autonomie
Autonomie bei der Gestaltung der eigenen Arbeit ist für einzelne Personen ein wichtiges Merkmal, um die Verantwortlichkeit für die eigenen Aufgaben zu erfahren und dadurch motiviert und zufrieden bei der Arbeit zu sein (siehe Job Characteristics Modell von Hackman und Oldham, 1976). Selbiges lässt sich auf die mentale Teamgesundheit übertragen: Erfährt ein Team von seiner Führungskraft die Möglichkeit, autonom Probleme zu lösen und erfährt dafür auch den entstehenden Erfolg, so wird die gesunde Teamdynamik weiter gestärkt. Das Team ist wirksam in sich selbst. [3]
Was kann die Führungskraft tun?
Um zu erkennen, ob ein Team mental gesund ist oder nicht, braucht es den stetigen Kontakt der Führungskraft. Freiräume geben, dem Team vertrauen, aber auch offen mit den Teammitgliedern sprechen und Feedback zur Zusammenarbeit innerhalb des Teams einholen – nur so kann es gelingen, eine mögliche Negativspirale aus Unzufriedenheit und Leistungsverlust zu verhindern und für mentale Teamgesundheit zu sorgen. [2] Wichtig ist es, Änderungswünsche und Umsetzungsideen gemeinsam zu beschließen und als Führungskraft nachzuhalten. [4]
Schlusswort:
Die psychische und physische Gesundheit von Mitarbeitenden zu stärken ist immer ein guter Ansatz, um Motivation und Arbeitsfähigkeit zu erhalten und zu stärken. Dabei auch die Rolle des kompletten Teams unter die Lupe zu nehmen ist notwendig. Ein psychisch gesundes Team trotzt als Kollektiv besser belastenden Zeiten und stärkt auch die Einzelpersonen innerhalb des Teams.
Quellen:
[1] BAuA (o.J.). Zum Verständnis mentaler Gesundheit, am 24.11.2022 abgerufen von https://www.baua.de/DE/Themen/Arbeit-und-Gesundheit/Psychische-Gesundheit/Mentale-Gesundheit-und-kognitive-Leistungsfaehigkeit/Konzept-Mentale-Gesundheit.html
[2] Sieland, M. (2022). Das Wir-Gefühl fördern, die Teamgesundheit verbessern, am 24.11.2022 angerufen von https://dup-magazin.de/management/new-work/das-wir-gefuehl-foerdern-die-teamgesundheit-verbessern/
[3] Haufe Talent (2022). Whitepaper. Mentale Teamgesundheit – Ein unterschätzter Erfolgsfaktor der Teamarbeit, am 23.11.2022 abgerufen von https://teampact.haufe.com/blog/teamgesundheit-verbessern-zahlt-sich-aus?akttyp=direkt&aktnr=84834&wnr=04393689&utm_id=84834%2F04393689&utm_source=direkt
[4] Alexander, M. & Seebacher, B. (2022). Mental Health im Team fördern, am 24.11.2022 abgerufen von https://www.cio.de/a/mental-health-im-team-foerdern,3667635
Alle Informationen kompakt: Faktenblatt Mentale Teamgesundheit
Zum Download: https://pflex-sachsen.de/pflex/fileadmin/user_upload/30_Factsheet_Mentale_Teamgesundheit.pdf
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