Buurtzorg – die bessere Art zu pflegen?

Dieser Frage widmeten wir uns in unserer PFLEX.live-Runde am 24.11.2020. Und um der Sache nicht “nur einfach theoretisch” auf den Grund zu gehen, haben wir uns mit Herrn Wolf von der Bosold Pflege GmbH in Leipzig ausgetauscht. Dieser Pflegedienst hat ein Team ins Leben gerufen, welches selbstorganisiert nach dem Buurtzorg-Modell arbeitet.

Das “Buurtzorg”-Modell ist ein niederländisches Pflegemodell, was unter dem Motto “Der Mensch steht im Mittelpunkt” steht und nun nach und nach auch in ambulanten Pflegediensten Deutschlands etabliert wird. So auch im Pflegedienst Bosold Pflege GmbH. Seit 2019 arbeitet ein Team in Leipzig nach diesem Modell und seit September 2020 auch ein Team in Dresden. 

Herr Wolf, Mitarbeiter der Bosold Pflege GmbH, stellte die neue Arbeitsweise vor. Er hob hervor, dass sein Buurtzorg-Pflegeteam seinen Arbeitsprozess komplett selbstständig steuert. Eine “klassische” Vorgesetzten-Mitarbeitenden-Beziehung gibt es nicht mehr: Im Team selbst sind alle Mitarbeitenden gleichberechtigt und die Geschäftsführung fungiert als ein sogenanntes “Support-Team”, welches für Abrechnungen und Materialbeschaffung zuständig ist. 

Dieser Wandel von klassisch-hierarchischen Strukturen hin zu Selbstorganisation ohne Hierarchien war ein langer Prozess, bei dem sich Mitarbeitende und Geschäftsführung neue Arbeitsabläufe und Handlungsabläufe aneignen mussten.  Daher war es besonders hilfreich, in diesem Lern- und Entwicklungsprozess, eine Teambegleiterin hinzuzuziehen und offen miteinander zu kommunizieren. 

Arbeiten nach dem Buurtzorg-Modell zeichnet sich darüber hinaus über eine entschlackte Dokumentation aus: Der Pflegedienst Bosold arbeitet daher mit einem digitalen Tool, welches die mobile Datenerfassung ermöglicht. Vorab werden dafür zentrale Daten eingespeist. Nach der Pflege wird dokumentiert, was tatsächlich gemacht wurde. So wird Doppelarbeit vermieden und es bleibt mehr Zeit für Pflege und Organisation. 

Es bleibt festzuhalten: Das Buurtzorg-Pflegemodell bietet tolle Möglichkeiten für Pflegedienste und Klient*innen und wir sind gespannt, bei welchen sächsischen Pflegediensten es ebenfalls bald eingeführt wird.