Der Begriff Buurtzorg stammt aus den Niederlanden und setzt sich aus den Wörtern buurt = Nachbarschaft und zorg = Sorge/Pflege zusammen und bedeutet übersetzt, in etwa Nachbarschaftspflege. In den ländlichen Gebieten der Niederlande gab es einen erheblichen Mangel an Pflegefachkräften, aber auch Gemeindepfleger*innen, die sich um ältere Menschen kümmerten. Daraus sollte eine Bündelung entstehen, so dass kleine Teams im Quartier oder in der Gemeinde aktiv sind. Diese sollen Fachkraftaufgaben übernehmen, während die Ressourcen „Nachbar*innen und Verwandte“ aktiver einbezogen werden sollen.
Durch Buurtzorg soll Pflege nach Zeitbudgets statt nach Leistungskomplexen abgerechnet werden. Menschen in instabile Pflegesituationen, wie nach einer Krankenhausentlassung, benötigen mehr Zeit, während selbst hochbetagte Personen in stabilen Pflegesituationen weniger Zeit benötigen können. Mit diesem Modell kann wesentlich individueller und lebensweltnäher gepflegt werden. Ziel ist auch die Vereinfachung von Verwaltungsaufwand und ein wesentlich höherer Grad an Selbstverwaltung.
Was heißt das für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Buurtzorgteams wie beim Pflegedienst Bosold?
- Dienstpläne werden vom Team gestaltet.
- Das Pflegeteam erhält Unterstützung in administrativen Fragen durch das Support-Team.
- Pflegekräfte lernen Probleme auch ansprechen: Gerade weil sie als kleines Team arbeiten, müssen Spannungen angesprochen werden
- Bei der Einführung braucht es eine*n Coach*in. Solche Coachingtreffen fanden zu Beginn alle zwei Wochen statt. Jetzt finden diese nur noch 1x pro Monat statt.
- Gerade zu Beginn muss sich das Buurtzorg-Team häufiger mit dem Support-Team abstimmen. Auch die Häufigkeit dieser Treffen kann mit der Zeit verringert werden.
- Touren werden durch das Team eigenverantwortlich geplant. Die Touren können dadurch auch mit dem Fahrrad absolviert werden.
- Verantwortlichkeiten für das Verordnungsmanagement liegen im Team.
Das Team Connewitz ist vor einem Jahr mit vier Fachkräften gestartet und hat inzwischen acht Mitarbeiter*innen. Herr Niesel ist mit seinem Start im Team wieder in die Pflege zurückgekehrt und hat, wie viele seiner Kolleg*innen, die Freude am Beruf zurückgewonnen. „Zurück in die Pflege. Man hat es ja theoretisch in der Ausbildung gelernt…in der Praxis wird über Jahre der Kopf abgeschaltet.“ Positives Feedback gibt es auch von den sozialen Kooperationspartnern und den Patient*innen und deren Angehörigen. Sie werden viel mehr angeleitet, mit zu pflegen, um so eine stabile Pflegesituation zu erhalten.