PFLEX.live am 14.04.2022: Ambulante Pflege und ethisches Handeln

„Ist das eigentlich noch richtig, was wir hier tun?“ – mit dieser Ausgangsfrage starteten wir in die PFLEX.live-Runde am 14.04.2022. Vielleicht hatten Sie auch schon einmal diesen Gedanken während einer Pflegesituation, womöglich ausgelöst durch Konflikte mit Angehörigen, den Kolleg*innen oder mit den Klient*innen selbst. Und genau da kommt die Ambulante Ethikberatung Sachsen ins Spiel.

In der (ambulanten) Pflege kann es immer wieder zu ethischen Konflikten kommen, wie uns unsere Referentin, Mirjam Staffa von der Ambulanten Ethikberatung Sachsen, berichtete. Doch was bedeutet Ethik in der Pflege eigentlich? Im Grunde genommen kann man Ethik als reflektierende Instanz des eigenen Verhaltens sehen – gemäß dem Prinzip: „Was du nicht willst, was man dir tu‘, das füg‘ auch keinem anderen zu.“ Doch durch eigene Unsicherheit oder fehlendes Vorwissen, aber auch durch Zwang, unnötige Therapien und herausfordernde Situationen wie Stress und ein rauer Umgangston kann es immer wieder zum sogenannten „moralischen Stress“ bei Pflegekräften kommen. Die Pflegekräfte erleben durch diese Umstände Konflikte mit dem eigenen Verständnis für Fürsorge, Gerechtigkeit, Würde und Verantwortung in der Pflege. Und dieser moralische Stress ist gar nicht so selten, wie uns Frau Staffa anhand einer Studie von Kada und Lesnik (2019) erläuterte: Rund 75% der befragten Pflegekräfte aus einer stationären Einrichtung berichteten in dieser Befragung von mittlerem bis hohem moralischen Stress.

Moralischer Stress führt zu schlechter Stimmung im Team, begünstigt psychische und psychosomatische Probleme und kann sogar zum Wechsel des Arbeitsgebers oder gar des Berufs führen. Auch der sogenannte „Coolout“, also die emotionale Distanzierung der Pflegekraft vom Betroffenen, kann entstehen. Trotz ihrer Häufigkeit und den gravierenden Folgen sind moralisch-ethische Konflikte aber häufig schwer greifbar, da sie sich oft nicht gut beschreiben lassen oder auch Angst vor Konfrontation vorliegt. Auch Hierarchien erschweren den Umgang mit ethischen Pflegekonflikten.

Frau Staffa verdeutlichte, wie notwendig es ist, ethische Unterstützungsangebote anzubieten, um dieser Problematik entgegenzutreten. Gerade Pflegedienste müssen immer wieder reflektieren, was ihre ethischen Werte sind und wie sie diese im Leitbild verankerten Werte auch leben. Möglichkeiten sind auch Fort- und Weiterbildungen zu ethischen Fallberatungen, sogenannte Ethikcafés, bei denen ethische Fragestellungen diskutiert werden und Ethik zu einem Bestandteil täglicher Kommunikation im Team machen. Gerade im Team lassen sich so gut konfliktbehaftete Themen klären wie die Verweigerung der Tabletteneinnahme oder ein anderes Pflegeverständnis von Angehörigen.

Gemeinsam mit der Ambulanten Ethikberatung Sachsen, einem Team aus 5 Personen, können vergangene und aktuelle ethische Konflikte bearbeitet und spezifische Handlungsschritte entwickelt werden. Wenn Sie Interesse an einer ethischen Fallberatung haben, wenden Sie sich bitte direkt an FrauMirjam Staffa unter +49 172 7260458 bzw. aeb.sachsen@gmx.de. Weitere Informationen zum Netzwerk finden Sie unter https://www.ambulante-ethikberatung-sachsen.de/.